Hören Sie auf Ihr Herz? Gerade wenn Sie eine entzündlich-rheumatische Erkrankung haben, sollten Sie das vielleicht öfter tun. Denn dann ist es besonders wichtig, gut auf die Herzgesundheit zu achten, weiß Dr. Raimund Lunzer.
Im ersten Teil des Interviews hat uns der Rheumatologe und Facharzt für Innere Medizin Dr. Lunzer bereits erklärt, wieso die Herzgesundheit ein besonders wichtiges Thema für Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist und bei welchen Warnsignalen man aufmerksam werden sollte. Doch was kann man tun, um Herzkrankheiten bestmöglich vorzubeugen? Antworten darauf gibt Dr. Lunzer in diesem Teil.
1. Wie kann man Herzkrankheiten bei Rheuma am besten vorbeugen?
Das Wichtigste ist die regelmäßige Kontrolle. Denn viele Parameter, die für das kardiovaskuläre Risiko relevant sind, lassen sich im Labor messen. Diese Labortests sind wichtig, um die Krankheit zu kontrollieren, die Therapie zu überprüfen und eventuell anzupassen. So ist es möglich, eine Abweichung in den Parametern rechtzeitig zu erkennen und Nebenwirkungen besser zu verhindern. Ein für die Herzgesundheit wichtiger Parameter ist beispielsweise der Lipidstatus. Wenn man diesen regelmäßig kontrolliert und die Lipide optimiert, treten weniger Herzinfarkte auf.
Man muss nicht auf das Beschwerdebild eines Herzinfarktes warten: Wenn man schon Symptome wie Enge in der Brust, Leistungsminderung und Luftnot wahrnimmt, sollte man unbedingt eine Laboruntersuchung durchführen lassen. Falls sich dann abweichende Werte zeigen, kann man bereits wichtige Vorsorgemaßnahmen treffen, um einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verhindern.
2. Welche Maßnahmen können getroffen werden, wenn die Ergebnisse der Laboruntersuchung auf eine Herzkrankheit hindeuten?
In diesem Fall heißt das nicht, dass sofort eine Operation notwendig ist. Denn es gibt davor einige diagnostische Maßnahmen, mit denen man den Gesundheitszustand des Herzens weiter begutachten kann. So lässt sich etwa mit einer Computertomographie (CT) des Herzens sehr genau der Verkalkungsgrad der Herzkranzgefäße überprüfen. Auch ein Ultraschall des Herzens liefert wichtige Informationen zu dessen Gesundheitszustand.
Stellt sich bei PatientInnen heraus, dass sie zusätzlich zu der Rheuma-Erkrankung auch Probleme mit dem Herzen haben, ist es wichtig, dass man ihnen spezielle Therapieformen zur Verfügung stellt. Es gibt nämlich gewisse Therapien, die neben der rheumatischen Erkrankung auch die Entzündung des Gefäßsystems positiv beeinflussen.
3. Ist die regelmäßige Kontrolle nur für Rheuma-PatientInnen mit Beschwerden wichtig?
Nein. Die regelmäßige Kontrolle bei FachärztInnen ist tatsächlich für alle Rheuma-PatientInnen enorm wichtig. Denn auch wenn die Therapie anschlägt und es den PatientInnen gut geht, also keine Fatigue, keine Beschwerden oder erhöhte Entzündungswerte auftreten, heißt das nicht, dass sie keine Herzprobleme bekommen können.
Zwar zeigt sich die Rheumatoide Arthritis vordergründig als Gelenkserkrankung, aber man darf nicht vergessen, dass es sich dabei um eine schwere Systemerkrankung handelt. Das heißt, dass sie nicht nur die Gelenke, sondern alle Systeme im Körper betrifft. Daher kann nur eine regelmäßige Kontrolle der Laborparameter die nötige Sicherheit bieten. Wenn zusätzliche Beschwerden auftreten, sollte noch häufiger ein Kontrolltermin ausgemacht werden.
Wichtig ist auch, Kontrolltermine nicht auf die lange Bank zu schieben. Wenn PatientInnen bei Kontrollterminen sehen, dass keine Auffälligkeiten auftreten, tendieren einige dazu, immer seltener zur Kontrolle zu kommen. Aber die Kontrolle ist genau dazu da, zu überprüfen, ob keine Auffälligkeiten aufgetreten sind. Wenn man Kontrolltermine auslässt und etwa nur noch einmal im Jahr einplant, kann man wichtige Veränderungen übersehen und das kann unter Umständen starke negative Folgen mit sich bringen.
Das bedeutet natürlich nicht, dass man in Angst leben und wegen jeder Kleinigkeit sofort zum Arzt gehen muss. Aber es ist wichtig, sich mit seiner Erkrankung zu befassen. Man sollte sich darüber bewusst sein, dass man zwar eine chronische Erkrankung hat, die nicht vollständig heilbar ist, aber dass man sie durchaus beeinflussen kann. Und um sie positiv beeinflussen zu können, sind eben regelmäßige Kontrolltermine beim Facharzt unumgänglich.
4. Was kann man mit Rheuma im Alltag noch selbst für seine Herzgesundheit tun?
Am besten können Sie die Herzgesundheit mit regelmäßiger Bewegung und einer gesunden Ernährung positiv beeinflussen. Auch sollte man für ein gesundes Herz möglichst auf das Rauchen verzichten.
Mir ist aber bewusst, dass es durch die Schmerzen oft schwer fällt, sich regelmäßig zu bewegen oder auch noch das Essen als Genuss einzuschränken. Ich verurteile also niemanden, der hier keine großen Änderungen vornehmen kann. Im Grunde wissen wir ja alle, was für einen gesunden Lebensstil wichtig ist. Aber ich denke, es ist viel motivierender, sich dabei darauf zu konzentrieren, was man darf, als was man nicht darf – also etwa gesunde Lebensmittel öfter in die Ernährung einzubauen, statt ganz streng den Speiseplan einzuschränken.
Menschen mit Rheuma können selbst vorbeugen, indem sie bewusst auf die genannten Warnzeichen achten und das Allerwichtigste ist wie gesagt die regelmäßige Kontrolle. Zwischen den Erhebungen der Laborparameter können PatientInnen auch selbst ihren Blutdruck kontrollieren. Wie das geht, sollte man sich aber von einem Arzt oder einer Ärztin erklären lassen, da es dabei Verschiedenes zu beachten gilt.
5 Top-Tipps, um Herzkrankheiten bestmöglich vorzubeugen:
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Titelbild: © sewcream / AdobeStock