Hören Sie auf Ihr Herz? Gerade wenn Sie eine entzündlich-rheumatische Erkrankung haben, sollten Sie das vielleicht öfter tun. Denn dann ist es besonders wichtig, gut auf die Herzgesundheit zu achten, erklärt uns OA Dr. Raimund Lunzer im Interview.
Dr. Lunzer ist Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz und als solcher Experte für Herzensangelegenheiten. Im ersten Teil des Interviews erklärt er uns, wieso die Herzgesundheit für Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen so ein bedeutsames Thema ist und auf welche Warnsignale des Herzens man besonders achten sollte.
1. Warum ist es bei Rheuma besonders wichtig, gut auf die Herzgesundheit zu achten?
Die Herzgesundheit gehört speziell bei Menschen mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung zu den essentiellsten Aspekten, die man im Auge behalten sollte. Generell ist das Herz natürlich für alle Menschen äußerst wichtig: Denn unser Leben hängt davon ab, dass es konstant schlägt. Aber bei Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist das Risiko für Herzkrankheiten erhöht. Am häufigsten kommen dabei Schlaganfälle und Herzinfarkte vor. Besonders vor einigen Jahrzehnten wiesen Rheuma-PatientInnen daher im Vergleich zur restlichen Bevölkerung eine deutlich kürzere Lebenserwartung auf. Dank der aktuellen Therapieoptionen hat sich die Lebenserwartung aber zum Glück deutlich verbessert.
Trotzdem bleibt für PatientInnen mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung auch bei guter Therapie das Risiko für Herzerkrankungen im Vergleich zu gesunden Menschen immer noch erhöht und ist nicht zu unterschätzen. Daher ist es enorm wichtig, die Herzgesundheit bei Rheuma-PatientInnen regelmäßig zu kontrollieren – denn das kann Leben retten. In der Medizin ist das Thema Herzkrankheiten bei Rheuma deshalb auch schon seit Jahrzehnten stark im Fokus. Weil je besser man es schafft, Herzerkrankungen bei PatientInnen vorzubeugen, desto länger leben sie.
2. Was ist die Ursache dafür, dass Menschen mit Rheumatoider Arthritis ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten haben?
Der größte Auslöser für Herzerkrankungen bei Rheuma ist die Entzündung. Diese muss also um jeden Preis reduziert werden, um das Herz bestmöglich zu schützen. Heute gibt es mit den Biologika eine Möglichkeit, auf eine nebenwirkungsarme Therapie zurückzugreifen, um die Entzündungen gut zu kontrollieren. Werden Entzündungen verhindert, reduziert sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schlaganfall oder Herzinfarkt auftritt, deutlich. Wir sind so mit den heutigen Therapien in der Lage, das Risiko für Herzkrankheiten bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zu minimieren.
Beim Thema Herzgesundheit ist es für Rheuma-PatientInnen das Wichtigste, die Therapie gut einzuhalten. Studien haben gezeigt, dass das Herzinfarktrisiko bei PatientInnen mit Rheuma-Therapie im Vergleich zu PatientInnen ohne Therapie deutlich niedriger ist. Und zwar unabhängig davon, welche Therapie genau eingesetzt wurde. Im Gegensatz dazu wirkt sich eine hohe Krankheitsaktivität negativ auf das Risiko aus. Es gibt also keine beste Therapie, aber wichtig ist, dass man überhaupt therapiert und die Entzündungen so im Griff behält. Das führt zu einer besseren Lebensqualität sowie zu einer höheren Lebenserwartung.
3. Was sind typischen Symptome, die im Zusammenhang mit einer Herzerkrankung auftreten und auf die man so achten sollte?
Ein für Herzerkrankungen typisches Warnzeichen ist ein Druck hinter dem linken Brustkorb. Dieses Symptom wird auch Angina pectoris genannt. Bei vielen äußert sich das auch in Form von Schulter- oder Magenschmerzen, die bereits im Rahmen von leichten Belastungen auftreten. Auch wenn man Rhythmusstörungen am Herzen bemerkt oder der Blutdruck dauerhaft erhöht ist, sollte man aufmerksam werden. Zusätzlich können häufige Luftnot, geschwollene Beine und Gewichtszunahme auf eine Herzschwäche hindeuten. Auch wenn man eine Leistungsminderung bemerkt – also etwa dass man nicht mehr ohne Pause die Treppen in den zweiten Stock nehmen kann – könnte das ein Warnsignal sein.
4. Was soll man tun, wenn eines dieser Symptome auftritt?
Natürlich muss man nicht sofort Angst haben, dass man herzkrank ist, wenn man eine dieser Beschwerden einmal bemerkt. Schließlich hat beispielsweise fast jeder hin und wieder einmal Tage, an denen er sich nicht so fit fühlt. Aber man sollte aufmerksam werden, wenn sich diese Symptome gehäuft zeigen und dann lieber zur Sicherheit bei einem Facharzt einen Kontrolltermin ausmachen.
Achtung: Hier müssen Sie schnell reagieren!Falls Sie starken Druck oder Schmerzen in der Brust verspüren oder Lähmungserscheinungen im Gesicht bemerken, wie etwa ein herunterhängendes Augenlid, sollten Sie sofort einen Arzt rufen. Denn das kann auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hindeuten und da zählt jede Minute! |
Im zweiten Teil des Interviews erfahren Sie demnächst, was Sie tun können, um Herzkrankheiten bestmöglich vorzubeugen.
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Titelbild: © mapo / AdobeStock