„Intermittierendes Fasten”, auch „Intervallfasten” genannt, liegt momentan im Trend. Während man bei anderen Fastenmethoden für einige Wochen die Finger von bestimmten Nahrungsmitteln lässt, wird beim Intervallfasten langfristig in einem gewissen Zeitfenster (z.B. 16 Stunden/Tag) komplett auf Nahrung verzichtet. Die restliche Zeit darf nach Lust und Laune geschmaust werden. Laut Studien bringt dieser Rhythmus zahlreiche Vorteile für die Gesundheit. Doch hat der Ernährungstrend auch positive Auswirkungen auf die Symptomatik von rheumatischer Arthritis?
Dem Körper eine Pause gönnen: Was ist Intermittierendes Fasten?
3-4 Mahlzeiten pro Tag im Abstand von etwa 3-6 Stunden und ein paar Snacks zwischendurch: Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann gehören Sie Ihre Essensgewohnheiten betreffend vermutlich zur Mehrheit der Menschen.
Das Intermittierende Fasten bricht mit dieser Ernährungsweise – hierbei wird nämlich in einem bestimmten Rhythmus zwischen Phasen der normalen Nahrungsaufnahme und Phasen des kompletten Nahrungsverzichts gewechselt. Am beliebtesten ist dabei wohl die „16:8 Variante”: In einem Zeitraum von 8 Stunden darf gegessen werden, während die restlichen 16 Stunden gefastet wird. Diesem regelmäßigen, temporären Fasten werden zahlreiche positive Effekte nachgesagt – unter anderem auf die körperliche Belastungsfähigkeit, die Stressresistenz, den Verlauf von Krankheiten und die Lebenserwartung. Doch sind diese Effekte auch wissenschaftlich belegbar?
Beobachtungen des Intermittierenden Fastens bei Tieren und Menschen
Die positiven Effekte des Intervallfastens in der Tierwelt wurden bereits in zahlreichen Studien bestätigt. So konnten bei Mäusen und Primaten Auswirkungen auf das Alter, die Lebensdauer und die Gesundheit festgestellt werden. Laut Studien aktivieren die Zellen während des Nahrungsverzichts Wege, die die Abwehr gegen Stress verbessern und geschädigte Moleküle entfernen oder reparieren. Dies wirkt sich folglich auch auf Entzündungsreaktionen im Körper aus.
Mittlerweile wurden die Effekte des Intermittierenden Fastens auch am Menschen untersucht. Die Studienergebnisse weisen auf ein breites Spektrum an Vorteilen dieses Ernährungsrhythmus’ für zahlreiche Krankheitszustände hin – unter anderem Adipositas, Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und chronische Krankheiten wie Rheuma.
Intermittierendes Fasten und Rheuma
Da Intervallfasten Entzündungen im Körper zu reduzieren scheint, gehen ForscherInnen davon aus, dass der temporäre Nahrungsverzicht auch bei Rheuma zu einer Besserung der Symptomatik führen kann. Die Untersuchungen eines Forscherteams um Dr. Miriam Merad vom Mount Sinai Hospital (New York) festigen diese Annahme. Die Studienergebnisse legen nahe, dass Intervallfasten bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen, wie rheumatischer Arthritis, die Aktivität der Monozyten, jener Immunzellen die bei RA Entzündungsreaktionen im Körper auslösen, reduziert.
„Insbesondere beim wiederholten kurzen und regelmäßigen Fasten wie beim Intervallfasten werden Autophagie-Prozesse auf zellulärer Ebene gestartet, das heißt, schädliche oder unbrauchbare Zellbestandteile werden abgeräumt bzw. verbrannt. Die positiven Effekte auf das Immunsystem zeigen sich besonders bei Autoimmunerkrankungen des rheumatischen Formenkreises“, erklärt Dr. Richard Gaugeler, Facharzt für innere Medizin und psychotherapeutische Medizin (integrative Verhaltenstherapie).
Ob Fasten für Sie geeignet ist, und welche Rolle die Ernährung im Allgemeinen bei der Symptomatik der Rheumatoiden Arthritis spielt, besprechen Sie am besten mit Ihrem behandelnden Arzt. Um das Fasten in den Alltag zu integrieren gibt es verschiedene Modelle.
Fasten kann in den Alltag integriert werden
Mehrere Studien, die 2010 von einem Expertengremium in einer Meta-Analyse zusammengefasst wurden, weisen außerdem darauf hin, dass Heilfastenkuren (z.B. 7 Tage ohne feste Nahrung) in Kombination mit anschließender vegetarischer Aufbaukost einen langfristig positiven Effekt auf RA-Beschwerden haben können. Allerdings ist das Heilfasten schwer in den Alltag integrierbar. Für all jene, die von den positiven Effekten des Fastens profitieren wollen, denen der komplette Nahrungsverzicht à la Heilfasten aber zu radikal erscheint, kann das Intermittierende Fasten eine gute Alternative sein, um den Körper auch ohne große Einschränkungen im Tagesablauf zu entlasten. Mögliche Modelle sind u.a.:
- 5:2-Methode: Bei der 5:2-Variante wird an fünf Tagen gegessen, worauf man Lust hat und an zwei Tagen in der Woche gefastet, wobei eine geringe Nahrungsmenge erlaubt ist.
- 16:8-Methode: Wie bereits erwähnt wird bei der 16:8-Methode innerhalb von einem 8-Stunden-Fenster gegessen, während 16 Stunden lang gefastet wird.
- 1/0 in 2-Methode: Die 1/0 in 2 Methode bedeutet, dass abwechselnd an einem Tag gegessen und am nächsten gefastet wird.
Quellen:
Rafael de Cabo and Mark P. Mattson (2019). Effects of Intermittent Fasting on Health, Aging, and Disease. In: the new english journal of medicine, 381;26, S. 2541-2551.
Jordan Stefan, Navpreet Tung, Maria Casanova-Acebes, et al. Dietary Intake Regulates the Circulating Inflammatory Molocyte Pool. In: Cell. 178; 5, S. 1102-1114: https://www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(19)30850-5
Horst Müller, Françoise Wilhelmi de Toledo, Karl-Ludwig Resch. Fasting followed by vegetarian diet in patients with rheumatoid arthritis: a systematic review. Scandinavian Journal of Rheumatology (2009) https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/030097401750065256
AT/RA/0320/0012
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