5 häufig gestellte Fragen von Patienten und Angehörigen zum Leben mit RA hat uns die Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie, Dr. Julia Fuchs, im Interview beantwortet; inklusive ihres persönlichen Tipps für Betroffene.
Warum habe ich diese Erkrankung?
Das Wichtigste vorweg: Die Betroffenen selber haben nichts falsch gemacht. Sie können nichts für die Erkrankung. Denn für eine rheumatische Erkrankung braucht man sowohl eine genetische Disposition (d.h. Veranlagung) als auch einen auslösenden Faktor (sog. Trigger); über diese weiß man allerdings noch recht wenig, beispielsweise vermutet man Rauchen als einen möglichen Trigger. Weiters sind ca. 1% der Bevölkerung von Rheuma betroffen. Und das ist nicht wenig, denn jeder 100. ist betroffen. Sprich jeder kennt jemanden in seinem Bekanntenkreis, der eine rheumatische Erkrankung hat.
Muss ich meine Therapie ein Leben lang nehmen oder kann ich einmal damit aufhören?
Prinzipiell begleitet die Rheumatoide Arthritis die Patienten ein Leben lang. Es kann zu Schüben kommen, die Krankheit kann aber auch schwächer werden. Nachdem die obersten Behandlungsziele die Symptomfreiheit (d. h. Remission) und der Erhalt der Lebensqualität sind, muss die Therapie über einen längeren Zeitraum erfolgen. Denn wenn man mit der medikamentösen Therapie aufhört, kommt die RA meist zurück. Kurzum: Eine chronische Erkrankung erfordert auch eine chronische Therapie.
Kann man über die Ernährung etwas machen?
Wichtig ist zu wissen, dass die Ernährung eine medikamentöse Therapie nicht ersetzen kann. Dennoch kann eine gesunde und ausgewogene Ernährung den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen. Mein Tipp: Vermeiden Sie einseitige Diäten. Bevorzugen Sie eine ausgewogene Kost bestehend aus wenig tierischen Fetten und dafür mehr pflanzlichen Fetten sowie einer Reduktion von Zucker und Weißmehl und die Vermeidung von zuckerhaltigen Getränken und Fertigprodukten.
Muss sich mein erkrankter Angehöriger jetzt schonen?
Schonung ist im Akutfall angesagt, um die geschwollenen Gelenke zu entlasten und die Schmerzen zu lindern. Wenn man den Schub dann im Griff hat, empfehle ich ein regelmäßiges Training: kein Kraftakt am Wochenende, sondern vielmehr ein regelmäßiges Kraft-Ausdauer-Training bestehend aus Bewegung im Alltag von ca. 30 Minuten pro Tag – Gehen oder Laufen, was einem Spaß macht. Und das kombiniert mit einem Muskelaufbau. Hier rate ich vor allem erstdiagnostizierten Patienten zu einem Besuch beim Physiotherapeuten, um unter fachkundiger Anleitung die Übungen richtig zu lernen. Bitte vergessen Sie nicht: Regelmäßiges Training stärkt die Muskeln und das entlastet die Gelenke.
Was kann man neben der medikamentösen Therapie noch machen?
Ich rate zu
- regelmäßiger Bewegung und Muskelstärkung
- Gewicht halten
- nicht Rauchen
- gesunde und ausgewogene Ernährung
- physio- und ergotherapeutische Angebote in Anspruch nehmen
- ev. begleitende Psychotherapie
- Selbsthilfegruppen kontaktieren für Informationen abseits des Arzt-Patienten-Gesprächs
- Reha-Aufenthalt, wenn familiär und beruflich möglich
Ihr persönlicher Tipp für RA-Patienten und ihre Angehörigen!
Die beste Behandlung beginnt mit der besten Information für den Patienten. Denn der gut informierte Patient ist der gut behandelte Patient. Darum rate ich jedem Patienten, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten und eine Liste mit all seinen Fragen mitzunehmen. Darüber hinaus sollte man nicht vergessen, dass eine gute Rheuma-Therapie nicht nur die Symptome verbessert, sondern auch die Lebensqualität erhöht und die Arbeitsfähigkeit erhält. Die obersten Behandlungsziele sind eine anhaltende Symptomfreiheit und eine gute Lebensqualität – und das ist möglich, auch wenn man manchmal einiges ausprobieren muss.
AT/RA/0519/0009
Titelbild: © Alexander Raths/Adobe Stock