80% der Patienten geht es mit einer klinisch-psychologischen Behandlung deutlich besser, berichtet OA Dr. Raimund Lunzer, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz, über seine gemeinsame klinisch-psychologische Untersuchung mit der Klinischen Psychologin und Gesundheitspsychologin Mag. Doris Wolf.
Warum haben Sie diese Untersuchung durchgeführt?
Kann eine klinisch-psychologische Behandlung Patienten mit Erkrankungen wie u. a. Rheumatoide Arthritis dabei helfen, in den Bereichen Wohlbefinden, Krankheitsbewältigung und Lebensqualität eine positive Veränderung zu erzielen? Diese Frage wollten wir im Rahmen unserer klinisch-psychologischen Untersuchung klären.
Denn die Praxis zeigt, dass gerade Patienten mit einer chronischen Erkrankung nach einer psychologischen Unterstützung suchen – in Amerika weiß man bereits um den positiven Effekt dieser Unterstützung. Diese Erkenntnis ist auch in den psychologischen Fachgruppen in Europa unumstritten. Nur haben wir Ärzte in der Ambulanz kaum Zeit, unseren Patienten diese Unterstützung zu bieten; vor allem sind Klinische Psychologen genau für diesen Bereich universitär und fachspezifisch ausgebildet.
Können Sie die Untersuchung kurz beschreiben?
Wir haben 14 Rheumapatienten vor und nach vier klinisch-psychologischen Behandlungseinheiten bei Psychorheumatologen nach ihrem Wohlbefinden befragt.
Mithilfe eines Depressionsscreenings (WHO-5 Wohlfühltest) haben die Patienten Angaben zu ihrem psychischen Wohlbefinden gemacht, haben Fragen zu ihrer Krankheitsbewältigung beantwortet und ihre subjektive Lebensqualität auf einer 11-stufigen Skala eingeschätzt.
Was sind die Ergebnisse der Untersuchung?
Mehr Wohlbefinden, mehr Lebensqualität und ein besserer Umgang mit der Erkrankung: 80% der Patienten geht es durch die psychologische Unterstützung erheblich besser, 83 % berichteten über eine starke bis mittlere bessere Krankheitsbewältigung und ganze 75 % berichteten über eine starke bis mittlere positive Beeinflussbarkeit ihrer Schmerzen.
Haben Sie dieses Ergebnis erwartet?
Das Untersuchungsergebnis hat meine Erwartungen weit übertroffen. Das ist auch der Grund, warum ich zusammen mit Frau Mag. Wolf an diesem Thema dran bleiben werde. Eine Folgeuntersuchung hat sogar schon belegt, dass sich die Therapietreue (sog. Adhärenz) bei den Patienten nachweislich gesteigert hat.
Was bedeutet das Ergebnis für die Zukunft?
Wir Ärzte können die Patienten in den entscheidenden Punkten wie Entzündungskontrolle, Messung der Entzündungsparameter und Reduktion der kardiovaskulären Morbiditäten bestens unterstützen.
Wenn es allerdings um die für die Patienten persönlich relevanten Parameter wie Wohlbefinden und Umgang mit Schmerzen und der Fatigue geht, kann die Psychologie hier einen ganz wertvollen Beitrag in der Therapie und im Umgang mit der Erkrankung leisten. Aus diesem Grund sollten wir diese interdisziplinäre Zusammenarbeit auch in den nächsten Jahren weiter forcieren – zum Wohle unserer Patienten.
Hinweis zur besseren Lesbarkeit:
Die Formulierungen sind in männlicher Form gehalten (Patient, Patienten); vor allem wenn es sich um die Bezeichnung von Berufsgruppen (Arzt, Ärzte) handelt. Selbstverständlich sind damit auch alle weiblichen Formen (Patientin, Patientinnen und Ärztin, Ärztinnen) gemeint.
AT/RA/0319/0003
Titelbild: © Syda Productions/Adobe Stock
Porträtfoto OA Dr. Raimund Lunzer: © OA Dr. Raimund Lunzer
Porträtfoto Mag. Doris Wolf: © Atelier Jungwirth