Von der Diagnosestellung bis zu einem Leben mit Rheumatoider Arthritis: Wie Klinische Psychologen in den unterschiedlichen Phasen einer chronischen Erkrankung unterstützen können, berichtet Mag. Doris Wolf.
Mag. Doris Wolf ist Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin. Sie arbeitet bereits seit 5 Jahren mit dem Internisten und Rheumatologen OA Dr. Raimund Lunzer, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz, in ihrer Praxis, interdisziplinär, in der Betreuung von Patienten mit Rheumatoider Arthritis zusammen.
Hilfe schon bei der Diagnosestellung
Wie geht es jetzt beruflich und privat weiter? Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung? Was bedeutet diese Erkrankung für mich persönlich – für meine Familie, Freunde und Angehörigen? „Gerade bei der Diagnosestellung sind RA-Patienten oft überfordert”, so die Klinische Psychologin. „Hier können wir bei der Krankheitsverarbeitung und Krankheitsakzeptanz gute Unterstützung sowohl für Betroffene als auch ihre Angehörigen anbieten und sie in dieser schwierigen Situation emotional auffangen und begleiten.”
Wie das funktioniert, erklärt Frau Mag. Wolf: „Wir können mittels psychologischer Screening-Fragebögen untersuchen, ob dieser Patient besonders gestresst, ängstlich oder depressiv ist und wenn nötig, durch rechtzeitige Einleitung einer psychologischen Behandlung einer Zustandsverschlechterung und somit dem Triggern zu noch höherer Krankheitsaktivität entgegenwirken.
Begleitung durch rheumatisch geschulte Psychologen
„Viele medikamentöse Therapien brauchen etwas Zeit, bis sie wirken. In dieser Zeit brechen RA-Patienten diese oftmals ab, da sie zwar mögliche unerwünschte Nebenwirkungen spüren, aber noch nicht die gewünschte Wirkung (z.B. Schmerzreduktion)”, erklärt die Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin. „Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass sie von rheumatisch geschulten Psychologen begleitet werden. Durch den gezielten Einsatz von Schmerzfragebögen, können wir punktgenau herausfinden, von welchen psychologischen Schmerzmodulationstechniken dieser Patient im Besonderen profitieren wird und ihm so, begleitend zu seinen Medikamenten, ein individuelles Schmerzbehandlungsprogramm anbieten – damit er, und nicht seine Schmerzen, sein Leben im Griff hat.”
Auch in Phasen von Rheumaschüben betrachte ich die Möglichkeit der Inanspruchnahme einer bereits vertrauten, empathischen psychologischen Unterstützung als sehr sinnvoll – im Sinne einer bedarfsgerechten, lebenslangen Begleitung.”
Unterstützung bei beruflicher Neuorientierung
„Viele RA-Patienten können oftmals 2-5 Jahre nach Ausbruch der Erkrankung nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen”, weiß Frau Mag. Wolf aus ihrer beruflichen Praxis. „Wenn wir Psychologen rechtzeitig hinzugezogen werden – am besten schon bei der Diagnosestellung – kann das möglicherweise verhindert bzw. hinausgezögert werden.”
Auch können Klinische Psychologen bei einer beruflichen Neuorientierung – beispielsweise über Projekte wie Fit2work (ein Projekt des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen in Kooperation mit dem bmask) – weiterhelfen. „Denn viele Menschen definieren sich über ihre Arbeit oder möchten trotz chronischer Erkrankung ihren Beitrag in der Gesellschaft leisten”, so Frau Mag. Wolf.
Hinweis zur besseren Lesbarkeit:
Die Formulierungen sind in männlicher Form gehalten (Patient, Patienten); vor allem wenn es sich um die Bezeichnung von Berufsgruppen (Arzt, Ärzte) handelt. Selbstverständlich sind damit auch alle weiblichen Formen (Patientin, Patientinnen und Ärztin, Ärztinnen) gemeint.
AT/RA/0319/0005
Titelbild: © Photographee.eu/Adobe Stock
Porträtfoto Mag. Doris Wolf: © Atelier Jungwirth
Porträtfoto OA Dr. Raimund Lunzer: © OA Dr. Raimund Lunzer