Ob „Rheumawetter” oder Alltagsstress – jeder Betroffene hat wohl schon einmal das Gefühl gehabt, dass bestimmte Umweltfaktoren die Rheumabeschwerden verschlimmern können. Doch was ist dran an diesen Eindrücken? Wir haben verschiedene Umweltaspekte und ihre möglichen Auswirkungen auf die RA genauer unter die Lupe genommen.
Verschlimmert das Wetter Rheuma?
Den Eindruck, dass „Wetterfühligkeit” bei chronischen Schmerzen eine Rolle spielt, teilen wohl viele Betroffene. In Bezug auf rheumatische Arthritis gilt die Volksmeinung: Kalte Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit sind schlecht, warmes, trockenes Klima gut. Doch ist diese These wissenschaftlich belegbar?
Ein niederländisches Forscherteam hat sich im Rahmen von Recherchearbeiten genauer mit der Frage auseinandergesetzt, ob Wetterbegebenheiten die RA-Symptomatik beeinflussen können. Das Forschungsteam konnte Hinweise auf mögliche Auswirkungen dieser Umweltfaktoren finden, wobei ein Ergebnis am deutlichsten war: Die Luftfeuchtigkeit in der unmittelbaren Umgebung der Haut kann Einfluss auf die Erkrankung haben. So kann sich eine hohe Luftfeuchtigkeit nachteilig auf die Symptomatik der RA auswirken, wobei das Tragen von atmungsaktiver Kleidung eine Möglichkeit darstellt, diesem Effekt entgegenzuwirken.
Hohe Temperaturen können sich also durch die erhöhte Anreicherung von Feuchtigkeit in der Luft eher ungünstig auswirken. Andererseits können sie sich auch als vorteilhaft erweisen, da die Feuchtigkeit auf der Haut durch das Tragen von leichterer Kleidung und die Verwendung von Klimaanlagen reduziert wird.
Stress und Rheuma
Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass sich stressige Alltagssituationen – im Job oder im Privatleben – negativ auf Ihre Symptomatik auswirken? Ist das alles Einbildung oder können psychische Belastungen Ihre RA-Beschwerden tatsächlich verschlimmern? Mehrere Studien weisen bereits auf die zahlreichen Auswirkungen von Stress auf unsere Gesundheit hin. Die Ausschüttung von Stresshormonen wirkt sich demnach negativ auf unser Immunsystem und folglich auch auf unsere Gesamtverfassung aus. So können sich auch bei rheumatischer Arthritis durch psychisch belastende Situationen Verschlechterungen der Symptomatik zeigen.
ForscherInnen weisen hierbei auf Unterschiede zwischen „kleineren” („minor”) Stressfaktoren, wie chronischem Stress im Job oder im sozialen Umfeld, und „größeren” („major”) Stressfaktoren, wie schweren Schicksalsschlägen, hin. Die Studie zeigt, dass der moderate „minor stress” mit einer Verstärkung der Entzündungsaktivitäten im Körper einhergehen kann. Den Untersuchungen zufolge kann sich Stress auf die Anzahl und Dauer von RA-Krankheitsschüben auswirken, auch wenn er die Symptome in der Regel nicht akut verschlimmert.
Ob die schwerwiegenden „major”-Stress-Ereignisse die RA-Symptomatik ebenfalls verschlimmern, ist jedoch umstritten. In den verhältnismäßig wenigen Studien, die zu diesem Thema veröffentlicht wurden, konnten keine eindeutigen Verbindungen zwischen „major”-Stress und dem Verlauf der RA gezeigt werden.
Prävention und Bewältigung stressbezogener Risiken
Abgesehen von den spezifischen Auswirkungen von Stress auf RA ist bewusste Stressreduktion für ein gesundes, ausgeglichenes Leben im Allgemeinen unabdinglich. Was als „Stress” empfunden wird, ist dabei von Mensch zu Mensch verschieden. Psychische Überlastungen äußert sich in unterschiedlichsten Symptomen – von Schlafstörungen über Verspannungen und Schmerzen aller Art bis hin zu chronischer Müdigkeit. Betroffene von RA leiden auch nicht selten unter Erschöpfungszuständen, Ängsten und Depressionen.
Zur Stressreduktion empfiehlt es sich allgemein, stets auf genügend entspannende Auszeiten zu achten, Hobbys und soziale Kontakte zu pflegen, Probleme offen zu kommunizieren und auf einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung und ausgewogener Ernährung zu achten. Zu den spezifischen Möglichkeiten zur Stressreduktion bei RA zählen u.A.:
- Entspannende Spaziergänge an der frischen Luft
- Methoden zur Tiefenentspannung, wie Atemtechniken Muskelentspannungsübungen, Meditation
- Autogenes Training
- Meditative Bewegungskurse (z.B. Qi Gong)
- Musik- und Kunsttherapie
- uvm.
In Absprache mit dem behandelnden Arzt lassen sich mit Sicherheit individuell passende Methoden zur Stress-Reduktion finden.
Fazit: Umweltfaktoren können sich auf Rheuma auswirken
Umweltfaktoren und Lebensstil können sich auf die RA-Symptomatik auswirken. Und obwohl es hierzu noch verhältnismäßig wenige Studien gibt, sollte die persönliche Wahrnehmung von Betroffenen bezüglich der Auswirkungen von Stress, Wetterbegebenheiten u.Ä. stets ernst genommen werden. Auf unserem Blog erfahren Sie mehr zu den positiven Effekten von Bewegung und Ernährung auf die Beschwerden von rheumatischer Arthritis.
Quellen:
https://www.rheuma-online.at/aktuelles/news/artikel/symptome-ohne-allergie/
https://rheuma-arthritis.com/stress/
https://www.rheuma-liga-bw.de/fileadmin/pdf/flyer_schmerzbewaeltigung.pdf
Patberg WR, Rasker JJ. Weather effects in rheumatoid arthritis: from controversy to consensus. A review. Department of Medical Physiology. 2004 https://www.researchgate.net/publication/8478562_Weather_effects_in_rheumatoid_arthritis_From_controversy_to_consensus_A_review
Malysheva, O., M. Pierer, U. Wagner, and C.G.O. Baerwald. Stress Und Rheuma. Zeitschrift Für Rheumatologie. 2010 https://www.researchgate.net/publication/263310009_Stress_und_Rheuma
Tawakol, Ishai, Takx, et. al. Relation between resting amygdalar activity and cardiovascular events: a longitudinal and cohort study. 2017 https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(16)31714-7/fulltext
AT/RA/0220/0004
Titelbild: © Fotoschlick / AdobeStock