Eine adäquate RA-Therapie und das Einhalten dieser Therapie sind die Basis für einen guten Gesundheitszustand und das persönliche Wohlbefinden. Somit die beste Prävention vor Depressionen. Doch was tun, wenn man psychische Veränderungen an sich bemerkt? Antworten bieten das Interview mit OA Priv.-Doz. Dr. Roland Kocijan, Facharzt für Innere Medizin.
Wie häufig kommen Depressionen bei RA-Patienten vor?
Zwischen 10% und 45% der RA-Patienten sind von einer Depression betroffen. Laut einer aktuellen Studie zufolge leiden sogar über 60% der Patienten mit einer Rheumatoiden Arthritis an einer Depression. Soweit muss es aber nicht kommen, wenn man rechtzeitig reagiert. Bitte nehmen Sie bereits erste psychische Veränderungen wahr und sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt aktiv darauf an. Dafür muss man sich nicht schämen. Auch wenn psychische Erkrankungen oftmals tabuisiert werden, sind sie doch wie organische Erkrankungen zu sehen. Es gibt viele Möglichkeiten für eine adäquate Therapie.
Warum kann es zu Depressionen kommen?
Die Ursachen dafür sind vielfältig. Studien belegen: Die chronische Erkrankung per se, aber auch Schmerzen und Entzündung sind dafür verantwortlich. Eine hohe Krankheitsaktivität, hohe Entzündungswerte aber auch ein niedriger Vitamin D-Spiegel scheinen Depressionen bei RA-Patienten zu begünstigen.
Meist besteht zuerst die Rheumatoide Arthritis, und die Depression kann sich dann im Laufe der Erkrankung entwickeln. Die Depression beeinflusst jedoch auch die Gelenkserkrankung. Depressive RA-Patienten nehmen aufgrund ihrer psychischen Belastung häufig ihre Medikamente nur unregelmäßig ein. Darüber hinaus betreiben sie weniger Sport und Bewegung. Beides wirkt sich dann negativ auf die Gelenkserkrankung aus.
Wann sollen Betroffene und Angehörige hellhörig werden und Beschwerden abklären lassen?
Erste Anzeichen einer Depression sind oft Kraft-, und Antriebslosigkeit, eine gedrückte Stimmung, Interessenverlust oder Schlaflosigkeit bis hin zu Suizidgedanken.
An wen können sich Betroffene zur medizinischen Abklärung wenden?
Generell achten Rheumatologe und Hausarzt auf Anzeichen einer Depression. Trotzdem sollten Sie psychische Veränderungen ganz offen kommunizieren. Gegebenenfalls muss ein Facharzt für Psychiatrie konsultiert werden. Tipp! Bitte informieren Sie den Facharzt über ihre RA-Erkrankung. Das ist eine wichtige Information für die weiteren Behandlungsschritte.
Die Therapie der Wahl liegt einerseits in der Optimierung der RA-Therapie andererseits stehen spezifische Methoden zu Verfügung: Zu nennen sind Entspannungstechniken (Progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder auch Meditation), psychologische Betreuung, Psychotherapie und Medikamente (Antidepressiva). Die Behandlung soll immer mit verhaltenstherapeutischen Verfahren kombiniert werden. Ausdauertraining und Muskelaufbautraining sowie eine ausgewogene Ernährung wirken positiv, sowohl auf die Depression als auch auf die Rheumatoide Arthritis.
Ihr persönlicher Tipp für RA-Patienten und ihre Angehörigen!
Eine adäquate Rheumatherapie ist unerlässlich, um Begleiterkrankungen vorzubeugen. Regelmäßige Kontrollen bei Ihrem Facharzt für Rheumatologie sind wichtig, um Begleiterkrankungen früh zu erkennen und gegebenenfalls zu therapieren.
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