Von den vielen Lebensbereichen, auf die sich Rheuma auswirken kann, wird besonders einer oft verschwiegen: das Liebesleben. Denn schmerzende Gelenke können wahre Lustkiller sein. Trotzdem kann auch mit Rheuma ein erfülltes Liebesleben gelingen. Die besten Tipps dazu verrät die Rheumatologin Dr. Fuchs.
Rheuma und Sexualität
Rheuma kann sich auf verschiedene Weise auf die Sexualität auswirken, erklärt Dr. Fuchs: Einerseits können körperliche Beschwerden die Ursache für Probleme sein. So erschweren etwa Bewegungseinschränkungen und Schmerzen in den Gelenken häufig das Liebesleben. Dazu kommt bei einigen Betroffenen eine chronische Müdigkeit, auch Fatigue genannt, die oft die nötige Energie für Zärtlichkeiten raubt.
Häufig treten bei der rheumatoiden Arthritis auch trockene Schleimhäute auf. Viele Frauen leiden somit an einer vaginalen Trockenheit, durch die sexuelle Aktivität eher als schmerzhaft statt lustvoll empfunden wird, so Dr. Fuchs. Bei Männern kann es hingegen aufgrund der Rheuma-Erkrankung zu einer erektilen Dysfunktion kommen.
Lust beginnt im Kopf
Neben den körperlichen Ursachen können aber auch psychische Faktoren eine große Rolle spielen, betont die Rheumatologin. So ist die Libido häufig eingeschränkt – besonders wenn die Krankheit gerade aktiv ist. Oft ist das der Fall, weil Betroffene aufgrund der Erkrankung so sehr mit Sorgen und Ängsten beschäftigt sind, dass die Sexualität völlig in den Hintergrund gerückt wird. Außerdem leidet oft das Selbstwertgefühl in Phasen mit hoher Krankheitsaktivität und wenn man sich selbst nicht wohl in seiner Haut fühlt, bleibt auch die Lust auf der Strecke. Doch was kann man tun?
Zeit für Zärtlichkeit
Es ist ganz wichtig, sich regelmäßig bewusst Zeit für seinen Partner beziehungsweise seine Partnerin zu nehmen, rät die Ärztin. Wenn Betroffene mit der Diagnose Rheuma konfrontiert werden, beginnen sie häufig Dinge in ihrem Alltag zu reduzieren, weil ihnen die Energie fehlt. Laut Dr. Fuchs Erfahrung sparen dabei viele an der Zeit mit dem Partner oder der Partnerin, statt an Dingen, die man wirklich reduzieren sollte, weil sie unnötig sind oder nicht guttun.
Besonders Frauen haben häufig mit dem Haushalt, Kindern und Beruf so viel zu tun, dass ihnen dann die Energie für Zweisamkeit fehlt, weiß die Ärztin. Das erzeugt oft ein schlechtes Gewissen bei der erkrankten Person und der Partner beziehungsweise die Partnerin fühlt sich schnell zurückgewiesen – besonders wenn nicht über die Gründe gesprochen wird. Da entsteht leicht eine negative Abwärtsspirale in der Beziehung, so Dr. Fuchs. Wenn man im Alltag unnötige Dinge, die nur Kraft rauben, reduziert, bleibt wieder mehr Zeit und Energie für die Partnerschaft.
Kommunikation ist der Schlüssel
Für ein erfülltes Liebesleben ist es laut Dr. Fuchs ganz wichtig, offen miteinander zu reden. So sollte man etwa ansprechen, falls einem bestimmte Dinge Schmerzen bereiten oder unangenehm sind. Außerdem ist es essenziell, dass Betroffene ihren Partner beziehungsweise ihre Partnerin immer auf dem neuesten Stand halten, wie es ihnen mit der Erkrankung geht, weiß Dr. Fuchs. Nur so kann der Partner beziehungsweise die Partnerin einschätzen, wie man sich gerade fühlt und nimmt es weniger persönlich, falls man aufgrund von Schmerzen mal keine Lust auf romantische Stunden zu zweit hat.
Intimität ist individuell
Gerade wenn aufgrund einer chronischen Erkrankung wie der rheumatoiden Arthritis Beschwerden auftreten, ist es wichtig, dass man bei der Sexualität offen ist, neue Wege zu suchen, rät Dr. Fuchs. Es muss nicht immer alles auf die klassische Art und Weise ablaufen, die man kennt. Treten körperliche Beschwerden auf, kann es sein, dass man sein Sexualleben etwas anpassen muss. Wichtig ist auch, dass man sich nicht zu viel mit anderen vergleicht. Denn Intimität kann für jeden etwas ganz anderes bedeuten, betont die Ärztin.
Neue Wege gehen
Auf der Suche nach neuen Wegen kann man etwa überlegen: Gibt es Hilfsmittel, die gewisse Dinge erleichtern können? Intimität muss auch nicht immer gleich Sex bedeuten, so Dr. Fuchs. Falls es der erkrankten Person gerade nicht so gut geht, rät sie dazu, beispielsweise mal Massagen auszuprobieren oder gemeinsam ein Bad zu nehmen. Begeben Sie sich doch gemeinsam mit Ihrem Partner beziehungsweise Ihrer Partnerin auf eine Entdeckungsreise, um herauszufinden, welche Art der Intimität Ihnen beiden guttut. Dieser Austausch kann durchaus eine Chance dafür sein, die Intimität auf neue Weise langfristig zu erhöhen, so Dr. Fuchs.
Hilfe holen ist erlaubt
Generell ist es wichtig, dass PatientInnen das Thema aktiv bei Ihren BehandlerInnen ansprechen, falls aufgrund der Erkrankung Probleme in der Sexualität auftreten, empfiehlt Dr. Fuchs. Denn nur so können sie die nötige Hilfe erhalten. Davor schrecken nach Dr. Fuchs‘ Erfahrung gerade Frauen aus Scham häufig zurück. Doch: „Jeder, der eine chronische Krankheit hat, hat ein Recht auf mentale und sexuelle Gesundheit“, so die Ärztin.
Gerade wenn es aufgrund der Erkrankung in der Partnerschaft Krisen gibt, sollte man fremde Hilfe, etwa in Form einer Paartherapie in Anspruch nehmen, rät Dr. Fuchs. Denn eine erfüllte Sexualität kann auch bei Rheuma viel Positives bewirken:
Heilsame Frühlingsgefühle
Wenn man an einem erfüllenden Sexualleben arbeitet, tut man sogar etwas für die Gesundheit: „Beim Sex werden Endorphine freigesetzt und Endorphine sind nachgewiesenermaßen sozusagen Schmerzkiller – denn sie reduzieren Schmerz und Stress“, weiß Dr. Fuchs. Findet man also gemeinsam zu einem erfüllten Liebesleben, ist das laut Dr. Fuchs eine Win-win-Situation für die Partnerschaft und das körperliche sowie seelische Wohlbefinden.
Top-Tipps von Dr. Fuchs:
- Sprechen Sie offen miteinander.
Schweigen ist Silber, Reden ist Gold: Gute Kommunikation in der Partnerschaft ist essenziell.
- Probieren Sie mal etwas Neues.
Versuchen Sie, in Ihrem Liebesleben neue Wege zu entdecken. Intimität kann für jeden was anderes bedeuten. - Nehmen Sie sich Zeit füreinander.
Planen Sie gezielt Zeit für Ihren Partner beziehungsweise Ihre Partnerin und Zärtlichkeiten miteinander ein. - Holen Sie sich bei Bedarf Hilfe.
Auch beim Thema Sexualität muss man sich dafür nicht schämen, bei Problemen ExpertInnen zu Rate zu ziehen. - Vergleichen Sie sich nicht zu viel mit anderen.
Sie müssen Ihre Sexualität nicht so leben, wie Sie es etwa in den Medien sehen. Schaffen Sie Ihre eigene Realität mit Ihrem Partner beziehungsweise Ihrer Partnerin. - Vergessen Sie nicht auf eine gute Prise Humor.
Auch in der Sexualität darf Humor Platz haben. Wenn mal etwas nicht funktioniert, muss man auch darüber lachen können. Also nehmen Sie sich nicht zu ernst.
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Titelbild: © ivanko80 / AdobeStock