Genießen Sie Ihren Urlaub, egal wohin die Reise geht: So das Motto von Dr. Michael Kühnel-Rouchouze, Allgemeinmediziner mit Diplom in Tropenmedizin. Was es beim Impfschutz zu beachten gibt, verrät er im Interview.
Welchen Impfschutz brauche ich, wenn ich in Österreich lebe?
Grundsätzlich gibt es paar Impfungen, die jeder haben sollte: Und zwar einen aufrechten Impfschutz gegen Diphterie, Tetanus, Polio (sog. Kinderlähmung) und Zecken.
Darüber hinaus sollten Menschen mit Rheumatoider Arthritis (RA) an einen Impfschutz vor Grippe (sog. Influenza), Pneumokokken und Meningokokken denken. Denn bei einem akuten Schub wird durch die Medikamente das Immunsystem unterdrückt, wodurch die Betroffenen empfänglicher sind für diverse Erkrankungen.
Der Impfschutz gegen Mumps, Masern und Röteln ist ein Extrafall: Grundsätzlich sollte man als Kind geimpft worden sein. Bei RA-Patienten kann es sein, dass es bei diesen Impfungen zu Problemen kommen kann, wie bei vielen so genannten Lebendimpfstoffen (Anm.: Sie bestehen aus einer geringen Menge lebender, aber unschädlich gemachter Keime). Denn das Immunsystem wird aufgrund der Medikamenteneinnahme (das kann auch schon Kortison sein) unterdrückt, was eine Erkrankung auslösen kann.
Welche Impfungen sind notwendig beim Urlaub im Ausland?
Das kann man so pauschal nicht beantworten. Grundsätzlich gilt es abzuklären: In welches Land fahren Sie? Welche Aktivitäten planen Sie dort? Wie ist die medizinische Versorgung vor Ort? Denn es ist ein Unterschied, ob Sie z. B. in der Dominikanischen Republik einen Cluburlaub machen oder eine Rucksack-Tour durchs Land.
Worauf müssen gerade RA-Patienten mit einer Biologika-Therapie achten?
Diese Patienten dürfen keine Lebendimpfstoffe erhalten, sondern nur Totimpfstoffe (Anm.: Jene enthalten nur Teile bzw. ganz abgetötete Erreger). Wodurch eine Schutzimpfung gegen zum Teil Cholera, Typhus und Gelbfieber nicht möglich ist. Und eine Reise in Ländern mit diesen Erkrankungen nur sehr bedingt und nach vorheriger Rücksprache mit dem Arzt empfohlen werden kann.
Wann und wo sollte man die Reiseimpfungen machen?
„Je früher, desto besser“, so das Motto bei Reiseschutzimpfungen. Denn die Schutzimpfung sollte in Phasen erfolgen, in denen es den Betroffenen gut geht bzw. sie keine Medikamente benötigen. Der Impfschutz ist erst ca. 2 Wochen nach der letzten erfolgten Teilimpfung gewährleistet, daher ist von kurzfristigen Reisen in diese Länder ohne rechtzeitige Impfung abzuraten. Weiters sollen Patienten unter einer Biologika-Therapie mit den Schutzimpfungen erst 4 Wochen nach der letzten Biologika-Infusion beginnen.
Grundsätzlich gilt: RA-Patienten sollten spätestens drei Monate vor Urlaubsantritt bei einem auf Tropfenmedizin spezialisierten Arzt nachfragen: Welche Schutzimpfungen müssen aufgefrischt werden? Welche Impfungen benötige ich für meine geplante Reise?
Tipp: Bitte informieren Sie das Ordinationsteam bzw. den Arzt schon bei der Terminvereinbarung über Ihre Erkrankung. Anlaufstellen sind z. B. Magistratische Bezirksämter und alle tropenmedizinischen Ordinationen.
Ihr abschließender Tipp für einen gelungenen Urlaub?
Schließen Sie eine Reiseversicherung ab bzw. überprüfen Sie Ihren aktuellen Versicherungsschutz . Erkundigen Sie sich über die Einreisebestimmungen in Ihrem Urlaubsland und die Mitnahme von Medikamenten. Achten Sie auf einen aufrechten Impfschutz. Aber das Wichtigste: Genießen Sie Ihren Urlaub!
Dr. Michael Kühnel-Rouchouze: Reiseimpfungen, Tropenmedizin,
Allgemeinmediziner
www.reiseimpfungen-wien.at
Webtipp:
- Deutsches auswärtiges Amt: Länderinformation
- Robert-Koch-Institut: www.rki.de
AT/RA/0317/0004af
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